Dunkelheit

Wie lange war er schon hier? Wie spät war es? Taylor hatte jegliches Zeitgefühl verloren. Hämmernde bissige Kopfschmerzen als würde ihn jemand Stahlbolzen in den Kopf rammen. Kleinste Bewegungen verstärkten seine unerträglichen Schmerzen um ein Vielfaches. Der eiskalte Betonboden unter ihn betäubte seine nackten Füße und spürte wie die Kälte seinen Oberkörper hinauf kroch.

Er zitterte, klapperte mit den Zähnen und steckte seine Hände unter die Achseln. Zumindest die Hände wollte er in diesem verdammten Eisloch warm halten. Es müssten Wochen vergangen sein dachte er sich. Plötzlich vernahm er stählerne Schritte, die wie ein Hammerwerk klangen und näher kamen. Sein Magen verkrampfte sich vor Angst und nasser kalter Schweiß lief über sein Rücken. Als die Schritte verstummten verblieb er regungslos hockend in der Ecke.

Die Tür wurde aufgestoßen und grelles rotes Licht erhellte den finsteren Raum. Das gleißende Licht hatte seine Augen für einen Moment lang geblendet. Nur langsam konnte er eine riesige schemenhafte Gestalt mit zwei glühend roten Augen erkennen. Im nächsten Moment schoss eine metallene Pranke des unheimlichen Wesens hervor. Er konnte in letzter Sekunde ausweichen aber die Wucht des Aufpralls der Pranke hatte ein kleines Loch in die Wand hinter ihm gerissen. Taylor nahm all seine Kraft zusammen, sprang auf und zwängte sich an dem Untier vorbei. Keine Sekunde später war er in Freiheit und stand in einem langen dunklen Tunnel.

Sein Blick schweifte einmal nach links und dann in die andere Richtung. Rechts war nur pure Finsternis zu sehen und ein eisiger Windhauch zu verspüren. Links konnte er weit entfernt ein schwaches Licht wahrnehmen. Der Ausgang! Taylor zögerte keinen Moment, packte seine schmerzenden Füße und rannte wie ein wild gewordener Wolf los. Hinter ihm hämmerte es gewaltig und in immer kürzeren Abständen. Das metallene Monster hatte die Verfolgung aufgenommen und würde seine Beute eiskalt erlegen. Er setzte ein Fuss nach dem anderen und ignorierte den brennenden Schmerz seiner Fußsohlen.

Das Hämmern in seinem Schädel hatte sein Gehirn in eine wabernde Masse verwandelt, die nun wie ein Amboss gegen die Stirn drückte. Hammer wie ein Donnerschlag. Das Ding hatte aufgeholt und stand direkt hinter ihm. Taylor sprang nach vorne und gewann dadurch einen Meter Abstand. Plötzlich schoss das Metallmonster an ihn vorbei, drehte sich um und versperrte den Weg in die Freiheit.

Er blieb abrupt stehen und konnte nun seinen Gegner im herein scheinenden Sonnenlicht genauer betrachten. Es bestand aus vier stählernen Beinen mit mächtigen Pranken und sein Metallkopf war der eines Säbelzahntigers. Die beiden Vorderzähne waren gebogene spitze Dolche und glänzten bedrohlich im Sonnenschein.

Seine roten Augen glühten und verfolgten Taylor als sei er ein verwundetes Tier dessen letztes Stündlein nun geschlagen schien. Taylors Herz pochte als würde es jeden Moment in tausend Stücke zerspringen wollen. Die Lunge brannte, als hätte einer glühend heißes Blei hinein gegossen. Keine Sekunde später sprang das Monster über ihn hinweg und verschwand in der Dunkelheit. Lächelnd torkelte er voller Freude ins Licht der Freiheit und tanzte trotz unheimlicher Schmerzen unter der strahlenden Sonne.

Die gleißend heissen Sonnenstrahlen begannen sich durch seine Haut zu fressen. Die Haut seiner Arme verfärbte sich zu einem knalligen schmerzhaften rot und seine Füße schmolzen unter ihm. Er drehte sich um und seine verglühenden Augen sahen zwei mächtige eiserne Tore, die sich nun zu schlossen begannen.

Brennend fiel Taylors geschwächter brennender Körper zu Boden. In den letzten Sekunden seines Lebens war ihm bewusst geworden, dass das metallische Biest ihn nicht töten sondern nur vor dem sicheren Tod bewahren wollte. Nun war es zu spät und zurück blieb ein Häufchen Asche vor einem Schutzbunker auf einem Planeten, der den Strahlen einer untergehenden Sonne ausgesetzt war.

© 2009/2011 by Andreas Krämer

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