Nebelwald

„Joe….nein….wir müssen hier drin bleiben..ich will nicht raus in den Wald“, flüsterte Sie stockend bibbernd eng an ihren Freund gekuschelt, eisige Kälte in ihren Gliedern spürend und Eiskristalle ausatmend.

„Tatiana, wollen wir hier ewig in dieser nassen, düsteren Höhle uns verstecken oder zurück auf den Hauptweg finden?“, fragte er ernst.

„Nenn mich nicht Tatiana! Tiana verdammt nochmal, nenn mich Tiana und nicht Tatiana, es nervt! Ich friere, ich habe Hunger und Durst, lass uns im Morgengrauen diesen Wald verlassen und zu unserem Auto verschwinden“, sprach die dunkelblonde entnervt und ihre zerzausten schulterlangen gewellten Haare zurückwerfend.

Regentropfen prasselten gegen den Höhleneingang, Nebelschwaden waberten herum und bildeten im steinernen Versteck eine hauchdünne Dunstschicht oberhalb von spitzen Felsbrocken unterschiedlicher Größe gespickten Bodens. Der Klang des Regens ließ das verängstigte Paar langsam schlummernd in den Schlaf versinken.

Grelles Licht traf Tianas Augen, die gleich zu blinzeln anfing und ihren schnarchenden Freund kräftig rüttelte.

„Hey, was ist?“, sprach er schnaubend sich die Augen reibend, stemmte seine beiden Handflächen auf den Boden, erhob sich langsam und nahm seine Freundin an die Hand.

Eisiger Nebel schlug ihnen ins Gesicht, Tiana zuckte zusammen und packte die Hand ihres Freundes fest, als Sie im Zwielicht eine Bewegung zwischen den Bäumen vernahm.

„Was ist?“, wollte Joe wissen.

„Sie sind wieder da…packen wir unsere Beine und rennen wie der Wind. Jetzt!!“, schrie Tatiana den Tränen nahe laut.

Ohne auf eine Antwort zu warten riss sich die Dunkelblonde los, gefolgt von Joe der versuchte Schritt zu halten. Schatten huschten vorbei und die Sonnenstrahlen vermochten kaum den dichten wabernden Nebel zu durchdringen.

Auf einmal wurde es still um sie herum, die Geräusche der Natur verstummten von einer Sekunde auf die andere. Die Silhouette seiner langjährigen Partnerin blieb urplötzlich erstarrt vor ihm stehen. Joe tippte auf ihre Schulter und Sie wandte sich ihm zu.

„Hey, warum bleibst du stehen?“, versuchte er in Erfahrung zu bringen.

Sie zeigte zitternd weinend vor Angst mit ihren Zeigefinger auf eine Lichtung, bei der das Sonnenlicht durch die Nebelwand brach. Drei riesenhafte schwarze Gestalten standen dort regungslos, beobachteten mit ihren glühend roten Augen das Paar, als die Größte der Kreaturen nach vorne trat und einen gällenden spitzen Schrei von sich gab.

„Haut ab, hier habt ihr nix verloren! Verschwindet augenblicklich oder wir werden euch zu Tode jagen!“, vernahm Tatiana eine düstere sonore Stimme. Im Augenwinkel konnten unzählige weitere Schatten wahrnehmen, die zwischen den Bäumen standen und hervorlugten.

„Wir müssen hier sofort raus“, schrie die Frau und deutete mit ihrer Hand auf die drei Gestalten.

Die zwei kleineren pechschwarzen Kreaturen wichen nach links und der Gigant nach rechts, worauf ein Korridor entstand. Gemeinsam rann das Paar los der Lichtung entgegen, verspürten klirrende Kälte und krachendes Unterholz hinter sich. Meter um Meter kamen sie ihrem Ziel näher, als sie endlich den mit Laub bedeckten Waldboden verließen und auf eine Feldstraße gelangten.

Vor ihnen standen die drei Schatten, die sie düster schnaubend beäugten und fauchten. Fauliger Gestank kroch in die Nasen des Paares als sie durch den Korridor rannten und den düsteren Wald verließen.

Die unheimlichen drei Gestalten verschwanden im Nebel.

(c) 2021 by Andreas Krämer

Meine Creepypasta als Hörbuch von mir vorgelesen:

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