Die Party ist vorbei….

Creepypasta

Nach einer stundenlangen kurvenreichen Fahrt durch die Berge Montanas waren Stephen, Kirsten, Dennis und Tatiana am Ziel angekommen, einem abgelegenen Bergsee mitten auf einem Bergplateau. Der nächste Ort lag weitab entfernt, hier herrschte die Stille der Natur mit ihrer Flora und Fauna. Stephen stieg aus dem fünfsitzigen langgezogenen roten Pickup-Truck seiner Bergbaufirma und vollführte am steinigen Strand des Sees ein Freudentänzchen.

„Verrückter Kerl, verrückt aber sympathisch“, kommentierte Kirsten ihren stets gut gelaunten Freund, mit dem Sie eine langjährige innige Freundschaft Plus pflegte, sprang aus dem Truck und umarmte Stephen eng.

„Hey, ihr zwei Turteltauben, vergnügen könnt ihr euch heute Abend in der Berghütte da drüben“, schrie der erfolgreiche Jungunternehmer, dessen Firma eine Logistik-App für Bergbaugesellschaften zur Fuhrparkverwaltung entwickelte und damit Millionen verdiente.

Seiner einladenden Handgeste folgend, knallten Dennis und Tatiana die Tür des Trucks mit Karacho zu.

„Bitte das nächste Mal leiser, der Schlitten ist nagelneu und erst diese Woche gekauft“, bat er und schlang seine Hände um den Oberkörper seiner brünetten Kirsten.

Die schwarzhaarige Tatiana hakte sich bei ihrem dunkelblonden Freund ein und schlenderte zum See. Gemeinsam beobachteten beide Paare die ruhige Wasseroberfläche und die untergehende Sonne am Abendhimmel. Stephen schnappte sich einen Kieselstein und ditschte ihn über das Wasser.

„Du kannst es nicht lassen, war gerade so angenehm entspannend, die Bewegungen des Wassers zu sehen und das Plätschern der seichten Brandung zu hören“, neckte Kirsten ihren Freund und zwickte ihn in seine Seite.

Im Bergsee spiegelte sich das Sonnenlicht, dessen Strahlen über den Baumwipfeln leuchteten und die Landschaft in einen orangefarbenen Ton tauchten. Auf einmal schreckte Kirsten zurück und blieb erstarrt stehen. Besorgt drehte Stephen sich zu ihr um und schaute in ein kreidebleiches Gesicht, während Dennis und Tatiana leidenschaftliche Zungenküsse austauschten.

„Kirsten, hast du einen Geist gesehen oder warum bist du so weiß wie ein Schneefuchs?“, wollte er ergründen und legte einfühlsam seine Hände auf ihre Schultern.

„Mir war, als hätte ich am gegenüberliegenden Ufer eine Gestalt gesehen, dann war sie plötzlich weg“, erwiderte die verschreckte Frau, strich eine blaue Strähne aus ihrem Gesicht und küsste seine Lippen innig.

Dennis lachte lauthals verächtlich, klatschte in die Hände und vollführte eine halbe Drehung zu Kirsten, die noch immer unter Schock stand.

„Ist nicht zum Lachen, was ich gesehen habe“, wimmerte Kirsten und schaute ihn gehässig finster an.

„Typisch Dennis“, schimpfte Tatiana augenzwinkernd zu der Erschrockenen, die den Tränen nahe war und ihr Gesicht in Stephens Schultern grub.

Mittlerweile waren die letzten Sonnenstrahlen über den Baumwipfeln verschwunden und nur noch der Schein des Halbmondes spiegelte sich auf der dunkeln Wasseroberfläche. Tatiana steckte ihre Hände unter ihre Achseln, als ein eisiger Windhauch sie erfasste.

„Leute, lasst uns ein Lagerfeuer machen und eine Party feiern, denn genau deswegen haben wir ja den weiten Weg auf uns genommen, nicht wahr?“, warf Dennis in den Raum, verschwand zum Truck, wo er Stirnlampen hervorholte und an die anderen verteilte.

Tatiana schnappte sich Kirsten und begann mit ihr am Ufer Holz einzusammeln, als ein lautes platschendes Geräusch sie aufschrecken ließ.

„Welcher Honk von euch beiden war das?!“, schrie Kirsten entsetzt in Richtung der beiden Herren, die gerade dabei waren einen Steinkreis für das Lagerfeuer und einen Schwenkgrill aufzubauen.

„Wir waren es nicht und jetzt kommt aus dem Quark, mein Magen knurrt und dürstet es nach einem leckeren Steak mit Kartoffeln und scharfer Pfeffersauce“, bölkte Stephen laut.

„Komm sammeln wir weiter Holz ein“, flüsterte Tatiana leise in ihr Ohr.

Nach einer guten halben Stunde hatten beide genügend Holz zusammen und machten es sich um das brennende Lagerfeuer stehend, gemütlich. Die Flammen loderten, das Holz knisterte und der Duft feiner Röstaromen stieg in ihre Nasen.

„Auf einen wundervollen Abend“, sprach Dennis breitgrinsend, öffnete seine Bierflasche und stieß mit seinen Freunden an.

„Hey Kirsten, hol mal deine Ukulele raus und spiel uns ein stimmiges Countrylied“, schlug Tatiana lächelnd vor, begleitete sie zum Truck und kam mit ihr wieder zurück zum Lagerfeuer.

Im Schneidersitz setzte Kirsten ihre Finger an ihr geliebtes Musikinstrument, zupfte die Saite, stimmte sie mit ein paar Klängen richtig ein und legte los. Das Lied „Apache“ erschallte instrumental in sanften Tönen, begleitet von ihrer engelsgleichen Stimme. Tatiana, Dennis und Stephen schunkelten, genossen das kühle Bier und die köstlichen Steaks mit leckeren knusprigen Folienkartoffeln.

„Yeah Kirsten, du hast es drauf meine Liebe“, lobte der ansonsten gehässige Dennis in einem ruhigen Ton, was ein seichtes Lächeln auf ihr Gesicht zauberte.

Plötzlich knallte etwas Gewaltiges in den See, eine Wasserfontäne ergoß sich über das Lagerfeuer und ließ die Flammen zusammenbrechen. Sofort verstummten die Klänge und so schnell sie konnte, lief Kirsten zum Truck, öffnete die Tür und blieb in der Kabine, gefolgt von den anderen. Aufgeschreckt rannten sie erst einmal umher, fanden nach wenigen Sekunden wieder Ruhe und stiegen in das Fahrzeug.

Verängstigt schauten sie in Richtung ihres Lagerfeuers, als sich im glimmernden Licht des restlichen Feuers und fahlen Mondlicht zwei riesige schwarze Silhouetten abzeichneten. Geistesgegenwärtig schaltete Stephen die grellen Frontlichter seines Trucks ein, in deren Lichtkegeln nun Details zu erkennen waren. Umgeben von einem wilden Zottelfell schauten die Freunde in düstere Gesichtszüge, die an einen übergroßen Gorilla erinnerten. Auf einmal machte eines der Wesen einen rekordverdächtigen Satz nach vorne und hämmerte mit seinen pelzigen Fäusten auf die Motorhaube ein.

Schnell drehte Stephen den Zündschlüssel um, startete den Motor, setzte den Truck im Eiltempo zurück und vollführte eine Volldrehung.

Im Rückspiegel konnten sie beobachten, wie beide Wesen die Verfolgung aufnahmen und dann plötzlich erstarrten.

(c) 2022 by Andreas Krämer