Das Eichhörnchen

Jona, das Eichhörnchen flitzte wie jeden Tag zum Einfamilienhaus der Familie Mayer um in deren Garten die heruntergefallenen Nüsse des Haselnussbaumes zu verspeisen, welcher vor der überdachten Veranda stand.

Die Sonnenstrahlen durchbrachen den morgendlichen Nebel und schufen eine romantische Ruhe was Jona sehr mochte und so verharrte es ein paar Minuten vor der Veranda und schaute in den blauen Himmel.

Urplötzlich verspürte Jona ein Fauchen hinter sich, drehte sich um und entdeckte eine weiße Katzen deren Blick alles andere als freundlich war.

„Verschwinde von hier du Nussdieb“, fauchte die Katze.

„Warum sollte ich? Ich esse die Haselnüsse gerne weil sie so gut schmecken“, erwiderte Jona.

„Weil ich Nora die Katze bin und mich verpflichtet fühle die Haselnüsse vor dir zu schützen“, sprach die Katze bestimmend.

„Dann verhungere ich eben“, sprach das Eichhörnchen trotzig. Nora miaute höhnisch und schaute Jona mit einem hochnäsigen Blick an.

„Sind Haselnüsse nicht etwas eintönig? Komm folge mir und keine Sorge ich werde dir nichts tun“, versicherte Nora.

„Damit habe ich mich abgefunden aber eine Abwechslung wäre schon gut“, erwiderte Jona und folgte der Katze nachdenklich. Die Katze führte Jona in den Keller des Einfamilienhauses, der jedoch verschlossen war.

„Na toll, da stehen wir nun vor der verschlossenen Eisentür“, stellte Jona verärgert fest.

„Mist, gestern Abend war die Kellertür noch offen“, ärgerte sich Nora.

„Ich habe Hunger!“, pfiff Jona scharf. Nora hörte dies und flitzte die Kellertreppe hinauf zum Wohnzimmer und Jona folgte ihr schnell.

Die Morgensonne hatte das rustikal eingerichtete Wohnzimmer erhellt und lud nur dazu ein, nach Leckereien zu suchen.

„Lassen wir uns nach etwas leckeren Ausschau halten und ich weiß auch schon wo“, freut sich Nora tierisch und miaute fröhlich.

„Wo denn?“, fragte das rostrote Eichhörnchen vorwitzig. Da dachte sich Nora und wies mit dem Kopf in die Küche.

Jona begab sich gemächlich in die nur leicht erhellte Küche und erblickte auch schon auf den Küchentisch eine große Schüssel dessen Inhalt das Eichhörnchen aber aufgrund seiner kleinen Körpergröße nicht feststellen konnte.

„Psssst….komm mal her, hab was entdeckt!“, flüsterte Jona zu Nora.

„Ja?“, fragte die Katze.

„Da ist eine Schüssel aber bin zu klein um den Inhalt zu sehen aber es riecht lecker“, gab Jona zu verstehen und Nora kam in die Küche geschlichen.

„Krabbel auf mein Rücken!“, befehligte Nora worauf Jona auf ihren Rücken krabbelte.

„Halt dich gut fest!“, sagte die Katze und sprang mit ihrer neuen Freundin auf die Diele wo die Schüssel stand.

„Vanillepudding mit Schokostreuseln“, freute sich Jona und sprang vom Rücken auf den Schüsselrand und begann zu schlecken.

„Sehr lecker!“, sagte Jona glücklich und Nora ebenfalls damit begann den Pudding zu schlemmen. Die zwei Freunde waren so sehr in das schlemmen vertieft dass sie nicht bemerkten wie das Licht sich einschaltete.

„Hey, was sucht ihr beiden hier?!“, schimpfte Florian Mayer der Sohn der Familie aber schaute den beiden Schleckermäulchen zu.

Das Eichhörnchen erschrak sich und sprang aufgeregt auf der Diele herum und landete anschließend in der Puddingschüssel. Ein Schwall von gelben Puddingteilchen flog umher und traf sowohl Florian als auch Nora. Florian konnte sich vor lachen nicht halten und weckte damit den Rest der Familie auf.

Seine Eltern Silvia und Patrick sowie seine Schwester Vicky stürmten in die Küche und erblickten mit einem entsetzten Gesichtsausdruck die Schweinerei. Überall auf dem Boden lag Pudding herum.

„Florian was ist hier passiert?“, fragte Silvia verärgert. Ihr Sohn deutete auf das Eichhörnchen welches in der Puddingschüssel gelandet war, während die Katze zugleich aus der Küche floh.

„Oh, das arme Tierchen“, bemerkte Patrick und zog das Eichhörnchen aus der Puddingschüssel. Kaum war dies geschehen, befreite sich Jona aus der Hand und flitzte aus dem Wohnzimmer und verteilte dabei den Pudding auf den Teppich.

Die Wohnzimmertür stand einen Spalt weit offen und dies nutzte Jona natürlich sofort aus und floh nach draußen.

Jona flitzte hinaus in den Garten des Hauses und von da aus ins Ackerfeld und kam schließlich im geschützten Wald an. Sie krabbelte auf einen Nussbaum und ließ sich die leckeren Haselnüsse schmecken.

„Schmeckt sehr lecker“, freute sich das Eichhörnchen über das köstliche Mahl und ließ sich weitere Haselnüsse schmecken. Nun musste Jona aber eine neue Behausung finden, durchstreifte das Dickicht und die schaute sich jede Menge Bäume genau an.

Ein alter Baumstumpf in deren rechte Seite der Blitz eingeschlagen hatte, stellte sich schließlich als Favorit heraus, worauf Jona sich sofort daran machte Blätter und Moos zu sammeln mit der Sie ihre Behausung weich bettete.

„Geschafft!“, freute sich Jona und gönnte sich einen entspannenden Schlaf in ihrer neuen warmen Behausung, die innen herrlich nach Harz duftete. Draußen begann es plötzlich ein Gewitter und dicke Regentropfen prasselten auf Jona´s kleine Suite.

Fast zwei Stunden hielt das heftige Gewitter an und als die dunklen Regenwolken sich langsam verzogen, wachte Jona auf und gähnte lauthals.

„Jetzt habe ich aber Hunger!“, dachte das Eichhörnchen und verließ ihre sichere Behausung um von einem nahegelegenen Nussbaum ein paar Haselnüsse zu sammeln. Jetzt hatte Jona einen kleinen Vorrat Haselnüsse gebildet und war somit für eine ausgiebige Erkundung der Umgebung hinter dem Wald gewappnet. Sie flitzte Meter um Meter durch ihren Wald, der schließlich an einem Hang endete. Von hier aus hatte Jona einen wundervollen Blick ins Tal und wurde zu ihrem Lieblingsplatz.

© 2005/2011 by Andreas Krämer