Das Sprungtor

Wir schreiben das Jahr 2107…
Der heruntergekommene Bergungsfrachter mit den beiden Raumkartographen Jack Simpson und Paul Lakehurst an Bord passierte den Asteriodengürtel zwischen Mars und Jupiter.

Die zwei Männer saßen in einer gläsernen halbrunden Pilotenkanzel, die aus transparentem Aluminium bestand und suchten nach rohstoffreichen Asterioden.

Zum Lebensunterhalt suchten sie trotz fehlender Bergbaulizenz nach rohstoffreichen Asterioden um ihr schmales Einkommen aufzubessern.

Der Bergungsfrachter war mit zwei veralteten Plasmastrahltriebwerken ausgestattet und war durch schwere Reparaturen gezeichnet. Die Höchstgeschwindigkeit des Raumschiffs lag bei 150.000 km/h pro Sekunde.

Mühsam überflog der Bergungsfrachter mit aktivierten Scanner den Koordinaten-Punkt 129, wo sich ein bisher noch nicht erfasster Asteriod befand. Der Tiefenscan des mächtigen Asterioden brachte eine erfreuliche Entdeckung zu Tage. Hinter dem Himmelskörper verbarg sich ein rundes Tor aus einem unbekannten Material.

„Jack, was meinst du?“, fragte Paul, der den Frachter steuerte, während sein Kollege sich um die Sensoren und Technik kümmerte.
„Keine Ahnung, vielleicht ein Sprungtor oder ähnliches.“, riet Jack gelangweilt.
„Ich werde unsere alte Mühle über das Tor manövrieren, dann kannst du das Ding genauer scannen.“, schlug er vor und Jack nickte zustimmend.

Mit dem Sidestick steuerte Paul den hundert Meter langen Frachter über das Tor und zündete die Bremsdüsen.

Das Raumfahrzeug stoppte kurze Zeit später und schwebte nun über dem Sprungtor. Jack aktivierte die zehn Jahre alten Tiefenscanner. Wenige Sekunden später wurde das Ergebnis der Analyse auf dem Touchscreen angezeigt.

„Material unbekannt“, sagte Jack sachlich und schlug vor, das Tor mit einem magnetischen Schlepphaken in den Frachtraum zu ziehen.
„Wir wissen nicht wie schwer das Tor ist…“, bemerkte Paul.

„Lass uns das Risiko eingehen!“, ermutigte er seinen zögerlichen Kollegen.
„Einverstanden“, sprach Paul zögerlich und Jack betätigte auf seinem Touchscreen die Taste für das magnetische Schlepphaken-System. Als er den magnetischen Schlepphaken mit einem kleinen Joystick zum Tor steuerte, blieb dieser tatsächlich dort hängen. Das Material des Tores musste also aus einem eisenhaltigen Material bestehen.

Paul zündete die Vertikaldüsen und zog damit das Tor langsam aus dem Asteriodenfeld heraus. Plötzlich blinkte ein rotes Warnsignal auf. Der Bergungsfrachter wurde erschüttert.

„Das Tor ist zu schwer, dass schaffen die Triebwerke nicht!“, schrie Paul.
„Bleib dran, wir haben es bald geschafft“, teilte Jack mit. Trotz der blinkenden Warnlämpchen schleppte das Raumschiff das schwere Tor mit seiner gesamten Schubkraft aus dem Asteriodenfeld. Die Vertikaltriebwerke leisteten Schwerstarbeit und fielen wegen Überlastung schließlich aus.
„Die Triebwerke sind hin aber das Tor haben wir jetzt im Schlepptau!“, freute sich Paul trotz des Triebwerksschadens und klopfte seinen Kollegen für die gut geleistete Arbeit auf die Schulter.

„Wohin jetzt?“, fragte Jack und drehte dabei an seinem grauen Vollbart.
„Zur nächstgelegenen Station“, schlug Paul vor und Jack stimmte zu. Paul aktivierte die zwei Haupttriebwerke, als plötzlich über ihren Schiff ein großer Schatten auftauchte.

„Scheiße, was ist denn jetzt los?“, stellte Paul erschreckt fest, als er den Blick nach oben richtete. Durch das Aluminiumglas sah er ein dreihundert Meter langes Forschungsraumschiff der staatlichen Raumfahrtbehörde in Begleitung von drei Militärjägern.

„Wird die Mayflower sein. Es besitzt als erstes Raumschiff der staatlichen Raumfahrtbehörde einen Bussard-Antrieb.“, sagte Jack und zeigte auf die zwei länglichen Gondeln an den beiden Seiten des Hecks.

„Meinst du wir sollten fliehen?“, fragte Paul seinen Kollegen.
„Keine Chance, die Militärjäger sind zu schnell und zudem mit Ionenkanonen bewaffnet“, warnte Paul und schaltete die Haupttriebwerke aus.

„Hier spricht Captain Anderson von der U.S.S Mayflower, bitte übergeben Sie uns das Tor.“, wurden Jack und Paul unfreundlich begrüßt.

„Warum sollten wir? Wir haben es zuerst gefunden und auch im Weltraum gilt das Bergungsrecht.“, wies Paul sein Gegenüber auf dieses Faktum hin.

„Ihr Bergungsrecht ist an dem Tag erloschen, als sie ihre Bergungslizenz nicht mehr erneuern konnten.“, lautete die Antwort von Captain Anderson.

In einer Kurzschlusshandlung aktivierte Paul die Haupttriebwerke und gab vollen Schub, was die drei Militärjäger dazu veranlasste den Bergungsfrachter aufs Korn zu nehmen.

Die glühend blauen Energiestrahlen ihrer Ionenkanonen trafen den Hauptantrieb und rissen ihn auseinander. Eine Erschütterung ging durch den Bergungsfrachter und die Armaturen sprühten Funken.

„Sie beschädigen Privateigentum!!!“, entrüstete sich Paul über das rabiate Vorgehen der Raumfahrtbehörde.
„Entschuldigen sie bitte.“, sprach Captain Anderson freundlich.
„Hätten Sie uns gebeten unser Fundstück zu entkoppeln, dann ständen wir jetzt auch nicht vor dem beruflichen Abgrund. Denn der Bergungsfrachter ist unser Kapital und Existenzgrundlage.“, verständigte sich Jack verärgert.

„Okay, ich lasse ihr altes Raumschiff zur nächsten Raumschiffwerft im Orbit des Mars schleppen. Bitte entkoppeln Sie nun das Tor.“, bat der Befehlshaber der Mayflower.
Jack betätigte eine Taste auf seinem Touchscreen, worauf der magnetische Schlepphaken vom Sprungtor gelöst und eingeholt wurde.
Die Mayflower setzte sich in Bewegung und aktivierte einen magnetischen Strahl, welcher das Tor erfasste und in die Ladebucht zog. Im nächsten Moment wurde der Bussard-Antrieb eingeschaltet und ein Kurs Richtung Erde eingeschlagen.

Kaum war das Raumschiff verschwunden, setzten die drei Militärjäger einen Magnetstrahl ein und flogen mit dem Bergungsfrachter im Schlepptau zum Mars.
Nach einer acht Tage langen Reise landeten sie auf der Raumschiffwerft, die sich in einem geostationären Orbit um den roten Planeten befand.

Jack und Paul langweilten sich nun auf der Raumschiffwerft, weil die Reparatur einige Wochen dauern würde. Auf ihrem Konto stellten die beiden kurz nach Abschluss der Reparaturarbeiten, eine beachtliche Einzahlung in Höhe von 7.500.000 Credits eines unbekannten Spenders fest.

Was mit dem Tor geschehen war, merkten die beiden zwanzig Jahre später als im Orbit der Erde eben jenes installiert wurde.

Die Forscher hatten herausgefunden dass es sich um ein Sprungtor handelte, mit dem es möglich war lange Distanzen in relativ kurzer Zeit per Hypersprung zu überbrücken.

Der Vorfall mit der Mayflower kam nie an die Öffentlichkeit.

© 2005/2010 by Andreas Krämer

Das unerlaubte Kopieren und Veröffentlichung der Geschichte in anderen Foren, Webseiten und Portalen ist ohne Rücksprache mit mir nicht erlaubt!!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert